WKA-Planungen
Für die im Otterberger Wald geplanten Windkraftanlagen (WKA) liegen der Öffentlichkeit grobe Standortplanungen (etwa im Maßstab 1:25 000) der ersten Projektierer Juwi und Gaia vor, die aber vermutlich überholt sind. Jedoch kann man davon ausgehen, dass andere Projektierer ähnliche Standorte wählen. Bauflächen, Anfahrtswege und Leitungstrassen sind darin nicht enthalten. Neben technischen Angaben zu den WKA werden Visualisierungen und die Abstände zu Siedlungen dargestellt sowie prognostizierte Schall- und Schattenemissionen im Grundriss, außerdem bekannte naturschutzrechtliche Tabuzonen wie kartierte Biotopkomplexe und gesetzlich geschützte Biotope (§ 30 BNSchG). Bei der Bürgerinformationsveranstaltung am 12. und 13. August 2020 hat Gaia eine reduzierte Planung mit vier WKA (vorher sechs) im Otterberger Wald vorgestellt. Seit November 2021 ist uns bekannt, dass auch diese Planungen zurückgezogen wurden. Die Planung von drei WKA im Pfalzwald führt Gaia allerdings weiter. Juwi war zuletzt mit fünf WKA im Rennen. Inzwischen ist die Rede davon, dass auf der Fläche bis zu 8 WKA realisiert werden könnten:
Seit dem Spätjahr 2022 ist bekannt, dass nach dem von Landesforsten durchgeführten Interessensbekundungsverfahren, soweit es den Otterberger Wald betrifft, zahlreiche neue Projektierer auf dem Plan sind. Die Gaia hat sich an dem Interessensbekundungsverfahren nach eigener Aussage nicht beteiligt. Neue Planungen anderer Projektierer wurden der Öffentlichkeit bisher nicht vorgestellt. Im Prinzip werden sie auch nicht viel anders sein, als die vorliegenden, die wir nachfolgend hier darstellen.
Projektierer
Dem Stadtrat Otterberg und der Öffentlichkeit wurden von den Projektierern Gaia mbH Lambsheim und Juwi AG, Wörrstadt, konkretere Windparkplanungen vorgestellt. Die ABO-Wind AG, Wiesbaden, hatte ebenfalls ihren Hut in den Ring geworfen, trat hier aber noch nicht öffentlich auf. Mittlerweile akquiriert auch CPC Germania GmbH & Co. KG, Rheine, im Verbandsgemeindegebiet, wer hier sonst noch interessiert ist, darüber wurde bisher nichts bekannt.
Standorte
Juwi wollte im Zentrum des Otterberger Waldes zwischen den beiden Landesstraßen L382 (Richtung Schneckenhausen) und L387 (Richtung Höringen) fünf Windkraftanlagen bauen (rote Kreise). Vermutlich war als Haupterschließungsweg die sogenannte „Betonstraße“ auf dem Höhenrücken gedacht, zusätzlich hätte wahrscheinlich auch vom Grafenthalerhof her erschlossen werden müssen.
Gaia will westlich der L382, im "Pfalzwald" - auch Mehlbacher Wald genannt, drei Anlagen errichten (blaue Kreise), von denen zwei auf Mehlbacher Gemarkung im Kommunalwald und eine ebenfalls im Otterberger Staatsforst stehen soll (Gemarkungsgrenze ist lila strich-punktiert). Entsprechende Baugesuche liegen der Kreisverwaltung vor.
Windkraftanlagen (WKA)
Bei den geplabten WKA handelt es sich um sehr große Anlagen, wie es sie bisher in Rheinland-Pfalz nur ganz wenige gibt. Die Anlagen erreichen somit fast die Höhe des Messeturms in Frankfurt (256,5 m).
Die Waldoberkante befindet sich in 30-40 m Höhe. Die unteren Spitzen der Windradflügel rotieren 75-85 m über Grund, also zwischen 35 und
55 m oberhalb der Baumwipfel.
Geplante WKA von Juwi
Fünf Anlagen im Otterberger Wald mit einer Nennleistung von je 6 MW.
- Nabenhöhe: ca. 160 m
- Rotordurchmesser: ca. 170 m
- Gesamthöhe: 245 m
- Winderntefläche je WKA: 2,27 ha
Geplante WKA von Gaia
Drei Anlagen im Pfalzwald mit einer Nennleistung von je 5 oder 6 MW (Angabe lautet nur "Nordex N163").
- Nabenhöhe: ca. 164 m
- Rotordurchmesser: ca. 163 m
- Gesamthöhe: 245,5 m
- Winderntefläche: 2,09 ha
Zum Vergleich:
Die Windräder, die im Otterberger Wald aufgestellt werden sollen, sind wahre Kolosse:
- ungefähr 20 Mal so hoch wie ein normaler Baum
- mehr als 10 Mal so hoch wie die Otterberger Abteikirche
- mehr als 3 Mal so hoch wie das Kaiserslauterer Rathaus
Winderntefläche
Weil sich nicht nur der Propeller, sondern die Gondel mit dem Propeller auf dem Turm nach dem Wind dreht, beschreiben die Rotoren über dem Boden einen Kreis mit einem Flächeninhalt von > 2 Hektar, das ist die sogenannte „Winderntefläche“. Auf den Stadtgrundriss von Otterberg projiziert, umfasst diese die gesamte Altstadt von Otterberg.
Windpark-Layout
Die WKA müssen untereinander ausreichend Abstand halten, damit sie sich nicht gegenseitig destabilisieren und den Wind wegnehmen.
Der Rotordurchmesser beträgt 170 Meter.
Im Falle der Juwi-Planung sind die ellipsenförmigen Abstandspuffer mit jeweils 5 Rotordurchmessern in der Länge und 3 Rotordurchmessern in der Breite ca. 34 Hektar groß (A = a x b x pi; a = 425 m, b = 255 m). Fünf solche JUWI-Abstandsellipsen umfassen zusammen 170 Hektar Wald. Das ist ca. ein Viertel des Waldgebietes zwischen den beiden Straßen L 382 und L 387.
Wir gehen davon aus, dass mindestens diese Fläche, die sich über verschiedene Waldabteilungen des Otterberger Waldes erstreckt, von physikalischen Auswirkungen betroffen sein wird. Z. B. dass diese Fläche mit Windturbulenzen beaufschlagt wird, wodurch sich das Kleinklima dort ändern kann (Temperaturanstieg, Trockenheit). Und dass diese Fläche durch Geräuschemissonen belastet wird mit Vergrämungswirkung von Mensch und Tier.
Wie groß ist das Waldgebiet?
Das betroffene Waldgebiet zwischen den beiden Straßen L 382 und L 387 umfasst ca. 7,36 qkm oder 736 Hektar.
Flächen-verbrauch
Die Größe des mit fünf Windkraftanlagen (JUWI) geplanten Windparks wird zwischen 50 und 60 Hektar betragen, wenn man eine knappe Umrisslinie um die WKA zeichnet.
Bocksrück 2020: Regenerationszustand des Waldes sechs Jahre nach Aufstellung
Notwendiger Holzeinschlag
Aus den Powerpoint-Präsentationen, welche der Öffentlichkeit bisher von den beiden Erstinteressenten Juwi und Gaia vorgestellt wurden, lassen sich die geplanten WKA-Standorte zwar lokalisieren, aber kaum die wahren Dimensionen, was die benötigten Bauflächen, Zuwegungen, Kurvenradien angeht, ablesen. In dieser Hinsicht wird man großzügig im Unklaren gelassen und mit Informationen in Form kleiner Punkte auf kleinen Karten abgespeist.
Nach Angabe von GAIA muss je WKA eine Baufläche von durchschnittlich 1 Hektar freigemacht werden (von Juwi liegt keine Angabe vor).
Realistisch dargestellt sehen die 1-Hektar-Flächen um die Windräder wie in nachfolgender Karte dargestellt aus.
Rot = Juwi, blau = Gaia.
Es gibt auch Publikationen mit Flächengrößen von weit über einem Hektar. Wenn wir von 2 Hektar verbrauchter Fläche je Windrad ausgingen, lägen wir in der Mitte der verfügbaren Angaben, also bei ca. 10 Hektar für die geplante Windradplantage (JUWI).
Wenn auch ein kleinerer Teil dieser Fläche nach Abschluss der Baumaßnahme wieder aufgeforstet werden kann: Es dauert mindestens ein Menschenalter, bis wieder ein richtiger Wald etabliert ist, wogegen die Lebensdauer eines Windrades weit darunter, nämlich bei 20 Jahren liegt. Zu Bedenken ist allerdings auch, dass bei Havarien oder auch beim Rückbau des Windrades die Fläche wieder frei gemacht werden muss.
Beispiel des Flächenverbrauchs beim Windpark auf dem Bocksrück zwischen Gonbach und Sippersfeld (2014, 49° 33′ 44″ N, 7° 55′ 5″ O, 3 x Enercon E-101, Leistung 3 MW, Betonfertigteiltürme, Nabenhöhe 135,4 m, Rotordurchmesser 101 m = 185,9 m Gesamthöhe). Dort wurden einschließlich Zuwegung für drei Windräder 5 ha (= 50. 000 qm!) Wald abgeholzt.
Die Rotoren im Otterberger Wald werden noch um 35 m länger, die Windräder um 50 m höher !
Hier unsere Planskizze, in größenrealistischer Darstellung auf lesbarer Karte. Ausgewählt wurde das Beispiel von WEA 05 (JUWI) – der nördlichste und gleichzeitig der laut Windatlas windhöffigste WKA-Standort, gegen die Gemarkungsgrenze Otterberg/Höringen zu. Wie man sieht: Die Juwi-WKA wurde zwischen die Biotopkomplexe eingezwängt. Sie rücken bis auf wenige Meter an die geschützten alte Buchen- und Buchenmischwälder heran, die mehr als 140 Jahre alte Laubbäume, auch Horstbäume, enthalten – in der Karte grüne Flächen, links: Biotopkomplex BK-6412-0183-2010, rechts: Biotopkomplex BK-6412-0264-2009 . Künftig sollen sich in deren unmittelbarer Nähe Rotorflügel drehen.
blau = Bau- bzw. Betriebsfläche, rot = überstrichene Fläche
Geplante Windkraftanlagen-Standorte im Otterberger Wald
Rot=Juwi blau = Gaia
Die Kreise sind ca. 1 Hektar groß eingezeichnet, das ist die mutmaßlich zu
rodende Fläche (ohne Zuwegung)
Die Winderntefläche, also die Fläche welche vom Rotor überstrichen wird,
ist mehr als doppelt so groß.
Walddort Lichtenbruch (003 1 d): Douglasien, Fichten, Buchen mit nachwachsenden Jungbäume, wertvolle Feuchtstandorte
Waldbestand
Aus dem zum Forstamt zur Verfügung gestellten Forsteinrichtungswerk lässt sich zwar Genaueres über den betroffenen Waldort 003 1 d in der Waldabteilung Lichtenbruch im Revier Grafenthalerhof herauslesen, jedoch:
- stammen die Angaben aus 2011 und sind damit veraltet. Sie müssten nach internen Vorgaben und Ansprüchen der Zertifizierung (FSC) spätestens 2021 fortgeschrieben werden.
- werden unter dieser Bezeichnung 11,7 Hektar subsumiert, die sehr unterschiedlich bestockt sind.
Insgesamt handelt es sich um einen damals (2011), einschichtigen Nadel-Misch-Wald, der heute um die 50 Jahre alt ist und sich zum Laub-Nadel-Misch-Wald weiterentwickeln soll. Die Fläche ist außerdem auf einer Skala von 1 (gut) – 5 (schlecht) als guter Ertragsstandort (1,0/1,5/2,0) ausgewiesen. Der Waldort ist als Erholungswald mit überwiegend überdurchschnittlicher Nutzung eingestuft. 400 m Luftlinie entfernt befindet sich der Hinkelstein mit Wanderrastplatz, der von vielen Wanderern aufgesucht wird und auch beim jährlichen "Hinkelsteinmarathon" Verpflegungsstation ist.
In dem von der Rodung direkt betroffenen Nord-Ost-Quadranten des Waldortes konzentrieren sich Douglasien und Fichten (zus. 4,8 ha), die zahlenmäßig etwas weniger als die Buchen (= Hauptbaumart 5,7 ha) ausmachen, womit der Waldort hauptsächlich bestockt ist. Unter den Nadelbäumen macht sich an lichteren Stellen bereits mehrjähriger Unterwuchs bemerkbar; aus deren Samen und auch von anderen Baumarten, u. a. Buchen, Birken, Lärchen. Das ist der künftige Wald, der geschützt unter den Kronen der Altbäume heranwächst – heutzutage die wirksamste und beste Art des Waldbaus: Naturverjüngung.
Waldameisen
Nicht erfasst sind die am trockeneren Wegrand an lichten Stellen siedelnden Waldameisen.
Zeugnisse der Vorgeschichte
Was das Forsteinrichtungswerk noch verrät, ist, dass es sich um „Wald um ein Bodendenkmal“ handelt, ob ein Hügelgrab oder der alte Grenzstein mit dem Abtstab von 1792 gemeint ist, bleibt unklar. Hier ein Auszug aus dem Flächennutzungsplan der Stadt Otterberg mit entsprechenden Eintragungen der Bodendenkmalpflege.
Tatsache ist, dass an dem Waldort älteste Siedlungspuren vorhandenen sind, die bis in die Jungsteinzeit 5000 v. Chr. zurückreichen, wo Jäger und Sammler sesshaft wurden. Der Hinkelstein ist dieser Epoche zuzuordnen und ist wohl ein Hinweis auf einen markanten Punkt an einer alten Völkerstraße. Heute noch bezeichnet er den Ort an welchem drei Gemarkungsgrenzen (Otterberg/Höringen/Heiligenmoschel) zusammen treffen. Die zahlreichen Hügelgräber stammen wohl aus der Bronzezeit (etwa ab 2000 v. Chr.). Sie weisen teilweise Spuren von Aufbrüchen auf.