WKA-Planungen
Für die im Otterberger Wald geplanten Windkraftanlagen (WKA) sind die vorläufigen Standorte für sieben Windkraftanlagen inzwischen bekannt. Die Koordinaten wurden nach einer kleinen Anfrage im Landtag mitgeteilt (Anfrage Marcus Klein, CDU; Antwort MUKEM, Katrin Eder, 26.7.2024 Drucksache 18/10091) (Nachstehend sind sie auf einer Karte eingezeichet)
mitgeteilt. Genaue Planungen, auch der Zuwegungen, wurden der Öffentlichkeit bisher nicht vorgestellt.
Seit dem Spätjahr 2022 ist bekannt, dass nach dem von Landesforsten durchgeführten Interessensbekundungsverfahren, soweit es den Otterberger Wald betrifft, nach Gaia und Juwi zahlreiche neue Projektierer auf dem Plan sind. Inzwischen wurde mit der RES GmbH Deutschland ein Nutzungsvertrag geschlossen (Info Stadtbürgermeisterin Stein am 12.3.2024). Es werden pro Windrad 10.000 qm Waldfläche benötigt (Quelle MKUEM)
Juwi-Windrad auf dem Bocksrück bei Sippersfeld
Zum Vergleich:
Die Windräder, die im Otterberger Wald aufgestellt werden sollen, sind wahre Kolosse:
- ungefähr 20 Mal so hoch wie ein normaler Baum
- mehr als 10 Mal so hoch wie die Otterberger Abteikirche
- mehr als 3 Mal so hoch wie das Kaiserslauterer Rathaus
Winderntefläche
Weil sich nicht nur der Propeller, sondern die Gondel mit dem Propeller auf dem Turm nach dem Wind dreht, beschreiben die Rotoren über dem Boden einen Kreis mit einem Flächeninhalt von > 2 Hektar, das ist die sogenannte „Winderntefläche“. Auf den Stadtgrundriss von Otterberg projiziert, umfasst diese die gesamte Altstadt von Otterberg.
Wie groß ist das betroffene Wald-gebiet?
- Das für den Windpark im Otterberger Wald vorgesehene Gebiet zwischen den beiden Straßen L 382 und L 387 umfasst ca. 7,36 qkm oder 736 Hektar oder 7.360.000 qm.
Flächen-verbrauch
Je Windrad muss ungefähr ein Hektar Wald gerodet werden. Die Hälfte davon soll später wieder aufgeforstet werden. (Quelle: Zeitschrift des Waldbesitzerverbandes 1/2024, S.9).
Der Flächenverbrauch beim Windpark auf dem Bocksrück zwischen Gonbach und Sippersfeld (2014, 49° 33′ 44″ N, 7° 55′ 5″ O, 3 x Enercon E-101, Leistung 3 MW, Betonfertigteiltürme, Nabenhöhe 135,4 m, Rotordurchmesser 101 m = 185,9 m Gesamthöhe) – dort wurden einschließlich Zuwegung für drei Windräder 5 ha (= 50. 000 qm!) Wald abgeholzt.
Der Aufwuchs von Baumsetzlingen auf schattenlosen Kahlschlägen ist wegen Hitze und Dürre kaum noch erfolgreich. Auch ist der Waldboden dort nicht mehr wie er vorher war, sondern von schweren Maschinen, oft in feuchtem Zustand zusammengefahren, also verdichtet. Es dauert mindestens ein Menschenalter, bis wieder ein richtiger Wald etabliert ist, wogegen die Lebensdauer eines Windrades weit darunter, nämlich bei 20-25 Jahren liegt. Zu Bedenken ist auch, dass bei Havarien oder auch beim Rückbau des Windrades die Fläche wieder frei gemacht werden muss.
Wer sich anschauen mag, wie eine Wiederaufforstung nach zehn Jahren aussieht, kann sich das auf dem Bocksrück anschauen (s. Bild links, im Vordergrund die "Wiederaufforstung" 2020, also nach sechs Jahren).
Waldort Lichtenbruch
Beispielhaft soll hier die Waldabteilung Lichtenbruch am sog. "Betonweg" vorgestellt werden. Sie war in allen bisher vorgestellten Standortplanungen betroffen, weil sie "gut erschlossen" ist und am höchsten Punkt des Otterberger Waldes liegt. Vermutlich wird auch der neue Projektierer dort ansetzen.
Walddort Lichtenbruch (003 1 d): Douglasien, Fichten, Buchen mit nachwachsenden Jungbäume, wertvolle Feuchtstandorte
Waldbestand
Aus dem vom Forstamt zur Verfügung gestellten Forsteinrichtungswerk lässt sich zwar Genaueres über den betroffenen Waldort 003 1 d in der Waldabteilung Lichtenbruch im Revier Grafenthalerhof herauslesen, jedoch:
- stammen die Angaben aus 2011 und sind damit veraltet. Sie müssten nach internen Vorgaben und Ansprüchen der Zertifizierung (FSC) spätestens 2021 fortgeschrieben werden.
- werden unter dieser Bezeichnung 11,7 Hektar subsumiert, die sehr unterschiedlich bestockt sind.
Insgesamt handelt es sich um einen damals (2011), einschichtigen Nadel-Misch-Wald, der heute um die 50 Jahre alt ist und sich zum Laub-Nadel-Misch-Wald weiterentwickeln soll. Die Fläche ist außerdem auf einer Skala von 1 (gut) – 5 (schlecht) als guter Ertragsstandort (1,0/1,5/2,0) ausgewiesen. Der Waldort ist als Erholungswald mit überwiegend überdurchschnittlicher Nutzung eingestuft. 400 m Luftlinie entfernt befindet sich der Hinkelstein mit Wanderrastplatz, der von vielen Wanderern aufgesucht wird und auch beim jährlichen "Hinkelsteinmarathon" Verpflegungsstation ist.
In dem von der Rodung direkt betroffenen Nord-Ost-Quadranten des Waldortes konzentrieren sich Douglasien und Fichten (zus. 4,8 ha), die zahlenmäßig etwas weniger als die Buchen (= Hauptbaumart 5,7 ha) ausmachen, womit der Waldort hauptsächlich bestockt ist. Unter den Nadelbäumen macht sich an lichteren Stellen bereits mehrjähriger Unterwuchs bemerkbar; aus deren Samen und auch von anderen Baumarten, u. a. Buchen, Birken, Lärchen. Das ist der künftige Wald, der geschützt unter den Kronen der Altbäume heranwächst – heutzutage die wirksamste und beste Art des Waldbaus: Naturverjüngung.
Waldameisen
Nicht erfasst sind die am trockeneren Wegrand an lichten Stellen siedelnden Waldameisen.
Zeugnisse der Vorgeschichte
Was das Forsteinrichtungswerk noch verrät, ist, dass es sich um „Wald um ein Bodendenkmal“ handelt, ob ein Hügelgrab oder der alte Grenzstein mit dem Abtstab von 1792 gemeint ist, bleibt unklar.
Tatsache ist, dass an im Otterberger Wald älteste Siedlungspuren vorhandenen sind, die bis in die Jungsteinzeit 5000 v. Chr. zurückreichen, wo Jäger und Sammler sesshaft wurden. Der Hinkelstein ist dieser Epoche zuzuordnen und ist wohl ein Hinweis auf einen markanten Punkt an einer alten Völkerstraße. Heute noch bezeichnet er den Ort an welchem drei Gemarkungsgrenzen (Otterberg/Höringen/Heiligenmoschel) zusammen treffen. Die zahlreichen Hügelgräber stammen wohl aus der Bronzezeit (etwa ab 2000 v. Chr.). Sie weisen teilweise Spuren von Aufbrüchen auf.
links: denkmalgeschützer Grenzstein mit dem Otterberger Bischofstab,
rechts: prähistorischer Hinkelstein auf der Gemarkungsgrenze
WKA-Wanderweg
Wenn die Windradplanungen umgesetzt werden, verläuft der Hinkelsteinweg in Sicht- und Hörweite des Windparks und wird zum Windradwanderweg.
Bild rechts: Parallel zum sog. "Betonweg", der in verbreiterter Ausführung höchst wahrscheinlich den Windpark erschließen muss, verläuft der Prädikatswanderweg "Hinkelsteinweg".